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Mein Wien

Wien ist für mich noch lange nicht auserzählt.

Wien ist Lebendigkeit und Sehnsucht. Wien ist Hoffnung und Erfüllung. Wien ist gestern, heute und auch morgen. Wien ist in seiner menschlichen Kraft und musikalischen Breite einzigartig. Wien hat nicht nur Weltformat, Wien ist Weltformat. Und Wien ist mein zu Hause.

Wenn ich auf Reisen bin, habe ich unbeschwerte Töne in meinem Kopf beim Gedanken an diese Stadt. Von diesen Momenten der Erinnerung und des sich Bewusstmachens lebe ich. Sie holen mich zurück in die Gegenwart. Und ich erkenne dabei, dass alles genauso ist, wie es sein soll: Diese Stadt hat meiner Familie und mir schon so viel gegeben und ist für uns noch lange nicht auserzählt.

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Den Platz in der Mitte

Wenn ich bei Konzerten um mich blicke, wird mir die Kraft der Stadt, aber vor allem ihrer unvergleichlichen Orte, immer wieder eindrücklich bewusst. Und auch welch´ Ehre es ist, diesen stets aus nächster Nähe beiwohnen zu dürfen. Als Flötist habe ich die Aufgabe und zugleich das Glück in der Mitte des Ensembles zu sitzen. Die anderen herausragenden Musiker:innen rechts, links, vor und hinter mir zu haben - und, dann dieses unglaubliche Haus mit einer unbeschreiblichen Größe und Anmut vor mir zu sehen. Diese Wiener Staatsoper, meine musikalische Heimat.

Meine Nähe zu diesem Haus ist schon arg
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Je mehr ich über meine Zeilen zu den Bühnen meiner künstlerischen Welt nachdenke, desto größer wird die Liebe und Nähe für das erste Haus am Ring: Die Oper in Wien ist mein Ort, mein musikalisches Zentrum in der Stadt. Es ist das Haus, in das ich jeden Tag in der Woche gehe und eben diese, jene oder eine andere Oper probe oder spiele. Es ist meine Heimat, denn dort bin ich nicht nur ganz oft, sondern dort kann ich „ich“ sein: Der Musiker und Künstler, der ich bin.

Menschen und Orte mit allerhöchster Qualität

Für mich ist es eines der tollsten Opernhäuser der Welt. Es gibt jeden Abend Aufführungen des schönsten Opernrepertoires mit Sänger:innen von allerhöchste Qualität, und im Graben sitzen wir, ein Orchester mit allerhöchster Qualität. All das, was ich liebe, in einer Stadt, an einem Ort vereint: Musikmachen in allerhöchster Qualität.

Für das aussergewöhnliche Niveau gibt es zahlreiche Gründe. Einer davon ist, dass das Haus nur so vor Vielfältigkeit sprüht. Es bleibt dort stets interessant, denn als ein Repertoire-Haus (wir spielen in einer Spielzeit an die 50 verschiedene Opern und 10 Ballette) wird es hier nie fad, sondern fortwährend spannend, aufregend und irgendwie immer neu.

Bildausschnitt einer Oper mit Rängen und einem Teil des Daches
Die Vielfältigkeit macht es so einzigartig
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Diese Energie, der Eifer, die Lebensfreude, die auch die Stadt Wien auszeichnet, ist in den Räumen der Staatsoper überall zu spüren. Kein Haus könnte daher auch die Energie des Urbanen Wiens so als Gebäude übersetzen, wie es die Wiener Staatsoper macht.

Geliebte Lebendigkeit

Doch es geht nicht allein nur um das Musikalische, denn es ist auch ein Ort des absoluten Vertrauens - und auch das ist, was Heimat ausmacht. Als Künstler:in haben wir blindes Vertrauen in die Staatsoper und alle Abläufe auf und neben der Bühne. Es ist jedes Mal aufs Neue wahnsinnig, wie das alles funktioniert und ineinandergreift. Aber nicht nur wie Musiker:innen, auch Besucher:innen schenken diesem Ort der Lebendigkeit ebenfalls jedes Mal aufs Neue Vertrauen. Das ist so schön mit anzusehen und zu spüren.

Als Dank für dieses Vertrauen und dass sich die Zuhörer:innen genauso gut auf diesen Raum einlassen wie wir, dafür bringen wir bei unseren Auftritten uns allen im Raum (Zuhörer:innen wie Musizierende) stets so gern mit der Musik zusammen. Denn Musik ist ein (ver-)bindendes Element, sie gibt hoffnungsvolle Zeichen, hier erinnern sich die Leute an Vergangenes und blicken sogleich an noch Kommendes.

Und auch hier gehen diese Eigenschaften mit denen des Stadtraums Wien Hand in Hand. Denn auch Wien schafft es das Frühere mit dem Heutigen in das Morgen fließen zu lassen.

Musik überwindet Entfernungen im Nu
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Eine Stadt mit internatio­nalem Renommee

Erlauben Sie mir an dieser Stelle noch einen weiteren Gedankengang: ich beschäftige mich viel mit der Wirkung unseres Schaffens auf das Publikum. Die Kraft der Musik, aber gerade auch die Vergänglichkeit dessen fasziniert mich.

Mich beeindruckt aber auch der Blick von außen auf unsere Kunst und die Orte, an denen wir dieser nachgehen dürfen. Dafür ist ein wunderbarer Nebeneffekt unseres Berufes auch die Möglichkeit zu Reisen.

Wenn man so viel unterwegs ist wie wir, dann schärft sich gewissermaßen der Blick auf das Alltägliche - und damit eben auch auf unsere Stadt. Man kommt immer wieder heim und merkt dann, wie schön es zu Hause ist. Und dieses Heimkommen fällt mir - das gebe ich gerne zu - nirgends so einfach, wie in Wien.

Denn Wien ist keine Großstadt im klassischen Sinne, sondern eher ein großes Dorf. Es ist alles irgendwie überschaubar.

Denn Wien ist keine Großstadt im klassischen Sinne, sondern eher ein großes Dorf. Es ist alles irgendwie überschaubar. Mein Konditor an der Ecke, mein Kaffeehaus des Vertrauens zwei Straßen weiter und mein Flötenbauer, der immer eine offene Tür für mich hat. Allerorten treffe ich auf bekannte Gesichter. Überall finde ich mich wieder.

Wenn ich unterwegs bin und die Sicht auf die Heimat lenke, dann ist es schon eine Faszination, diese Stadt, diese Kultur und die Wiener Philharmoniker in meinem Leben zu wissen. Die Strahlkraft unseres Orchesters in der Stadt, aber auch auf der ganzen Welt ist darüber hinaus ebenfalls nahezu unfassbar. Ob ausverkaufte Häuser in Japan, Australien oder Mexiko - oder aber die hunderte Millionen Menschen, die sich weltweit das Neujahrskonzert anschauen. Das macht einen sprachlos, Stolz und motiviert ungemein. (Und wenn Sie mich fragen: Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass es kaum eine andere Stadt geschafft hat, ihr musikalisches Vermächtnis so herausragend in die Gegenwart zu übertragen und mit modernen Impulsen zu bereichern, wie diese Stadt hier.)

Wir leben im großen Dorf
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Untrennbarkeit von Raum und Mensch

Natürlich bin ich nur ein Rädchen im Ganzen und fühle mich dennoch ungeheuer wohl mit allem und allen, was die Musik ausmacht. Und unsere kleinsten gemeinsamen Nenner, also von uns allen - ob im Hintergrund der Philharmonie, den Techniker:innen, der Organisation oder den Musiker:innen sowie auch am Dirigent:innen-Pult - ist die Musik, aber auch die Stadt, unsere Stadt, Wien.

Wien und die Musik sind unzertrennlich. Die Musik und ich sind unzertrennlich. Deshalb passen auch Wien und ich so fantastisch zusammen.

Wien und die Musik sind unzertrennlich. Die Musik und ich sind unzertrennlich.

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